Aus der
Winnender Zeitung Stadt Winnenden 24.04.1999 Trockenmauern beschädigt An einem von Naturschützern gepflegten kostbaren Biotop wurden Steine herausgerissen Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Joachim Schechinger Auch
wenn es nur Lausbuben gewesen sein sollten: Ein harmloser dummer
Jungenstreich ist es beileibe nicht, was an den Trockenmauern am
Sonnenberg angerichtet wurde. Naturschutzbund und Polizei appellieren
an die Bevölkerung, Hinweise in dem Fall zu geben. Trockenmauern, das weiß jedes Kind, sind Lebensräume für seltene Pflanzen und Tiere. Wer Steine herausreißt, zerstört Lebensgrundlagen. Die Mauern der terrassierten Streuobstwiesen am Sonnenberg in Breuningsweiler bieten der sehr seltenen Schlingnatter Unterschlupf, einer ganz harmlosen Schlange, die häufig mit der Kreuzotter verwechselt wird und stark bedroht ist. Auf dem 25 Hektar großen Gelände finden sich Pflanzen, die es sonst in Baden-Württemberg nirgendwo mehr gibt, zum Beispiel die "Kassubische Wicke". Für die seltene "Gelbe Wicke" sind außer den Streuobstwiesen am Sonnenberg im Land Baden-Württemberg nur noch zwei Standorte bekannt, an denen sie überlebt hat. Die in den Wiesen blühende "Mondraute" hat im Rems-Murr-Kreis Alleinvertretungsanspruch. Bedrohte Raritäten sind der "Milchstern" und die "Behaartfrüchtige Platterbse". Der Naturschutzbund Winnenden kümmert sich um das wertvolle Biotop, das er eigens gepachtet hat. Seine Mitglieder pflegen es extensiv, will sagen: einmal im Jahr wird das frei zugängliche Areal gemäht und abgeräumt. Warum gedeihen gerade an dieser Stelle am mittleren Sonnenberg so seltene Gewächse? Die "Kassubische Wicke" hat offenbar ein Winnender Botaniker schon in den 50er Jahren in der Nähe des Haselsteins gefunden. Der Standort ist verschwunden, dafür gibt es jetzt den neuen, den einzigen in Baden-Württemberg. "Irgendwas ist im Boden, was den Pflanzen gut tut", vermutet Horst Schlüter, der NABU-Vorsitzende. |