Winnender Zeitung
Stadt Winnenden
14.06.2004

Bekanntschaft mit der gefiederten Grasmücke

Bei der Nabu-Vogel-Rallye haben Kinder und Jugendliche mit 44 Vögeln eine erstaunliche Artenvielfalt entdeckt

Von unserem Mitarbeiter Alexander Föll
Alle hundert Meter hält Horst Schlüter die Nabu-Jugend an und schärft deren Augen und Ohren für Vögel. Am Ende der Rallye hat die 25-köpfige Gruppe 44 Vogelarten entdeckt, darunter den seltenen Eisvogel, die Klappergrasmücke und den Schwarzen Milan.Bild: Schneider Winnenden. Vögel, deren Namen Schreiberling vorher noch nicht einmal kannte, gab’s bei der Vogel-Rallye des Nabu zu sehen und zu hören. Manchmal braucht’s eben jemanden, der einen mit dem Fernglas mit der Natur vor der Haustür bekannt macht, wie am Samstagnachmittag Horst Schlüter und die Nabu-Jugend.
Schon einmal was von der Heckenbraunelle gehört? Oder ist Ihnen die Gartengrasmücke schon einmal untergekommen? Dann wissen Sie bestimmt auch, wie der Gartenzaunläufer macht: "Zip, zip, zip" nämlich.

Um einige schöne Eindrücke und das Wissen um viele Bildungslücken reicher kehrt der Schreiber dieser Zeilen auf dem Fahrrad heim von der Vogel-Rallye des Nabu Winnenden. Unter der Leitung von Horst Schlüter traf man sich an der Bahnunterführung am Weg nach Schwaikheim, um der heimischen Artenvielfalt nachzuspüren. Ein guter Einfall des Bundesverbands zum Tag der Artenvielfalt am 12. Juni: Auf dem Rad sollten so viele Vogelarten wie möglich erhört und erspäht werden.

Es winkten Preise für die meisten gefundenen Arten, aber auch für die meisten Gruppenteilnehmer. "Von der Vielfalt her können wir uns keine Hoffnung auf einen ersten Platz machen", sagte Schlüter schon vor der Abfahrt. "Andere Regionen, etwa am Rhein oder am Bodensee, haben schon durch ihre Wasservogelarten einen deutlichen Vorsprung", sagte er.

Doch ganz ordentlich war die Teilnehmerzahl: Rund 25 Kinder, Jugendliche und einige Erwachsene machten sich per Drahtesel ins Zipfelbachtal Richtung Kläranlage auf. Viele von ihnen gehören der Jugendgruppe des Nabu an, die sich gerade im Aufbau befindet, so Schlüter.

So auch Iris Oschwald aus Winnenden. Die Neunjährige geht zum Nabu, "weil mir die Natur und die Tiere gefallen". Auch bei sich im Garten macht sie immer wieder neue Entdeckungen. Und profimäßig ausgestattet ist sie auch: Das Fernglas hängt um ihren Hals, damit ihr auch kein noch so weit entferntes Federkleid entgeht.

Schon vor dem Losradeln werden Turmfalken, Rauch- und Mehlschwalben gesichtet. Auf Höhe des Klärwerks meldet sich ein Kleiber mit hohem Gepiepse. Dann geht es das "Hufeisen" entlang durch Streuobstwiesen. Alle hundert bis zweihundert Meter hält Schlüter die Gruppe an. "Ich hab schon drei weitere Arten gehört, wer kann sie sehen?" - und tatsächlich, in dem Birnbaum dort drüben hatte sich doch etwas geregt - mit dem Leihfernglas des Nabu war der Buchfink dann deutlich zu erkennen.

Ein positiver Nebeneffekt der Rallye: Augen und Ohren werden geschärft für die einzelnen Stimmen in der Natur. Aber nur ein Profi wie Horst Schlüter, der eigenen Angaben zufolge jeden Tag draußen ist, kann die Stimmen so genau den Vögeln zuordnen. Außer, es ist eine Art, die so heißt wie sie piept: der Zilpzalp beispielsweise.

Philip Baun, 12, aus Hertmannsweiler ist seit eineinhalb Jahren beim Nabu dabei. Er interessiert sich besonders für die heimische Vogelwelt, ist "zwei- bis dreimal die Woche" zu Fuß draußen. Er entdeckt einen Graureiher in einer Baumreihe, wo der Zeitungsmann nur Grün sieht. "Beim Bestimmen nach Gehör bin ich aber noch in der Lernphase", sagt der Junge bescheiden. Bis er so gut wird wie "Ziehvater" Schlüter, hat er ja noch jede Menge Zeit.

Weiter ging die Fahrt zu den Schwaikheimer Teichen, wo mehrere Stockenten gefunden wurden. Über Steinächle und Leutenbach ging’s wieder zurück an den Ausgangspunkt.

Insgesamt erspähten die Kinder und Erwachsenen sage und schreibe 44 verschiedene Vogelarten, darunter so seltene Exemplare wie den Eisvogel, die Klappergrasmücke und den Schwarzen Milan.