Stadt Waiblingen
Ungebetene Gäste auf dem Dachboden
Von unserer Mitarbeiterin Kathrin Brenner
Waiblingen-Bittenfeld.
Martes
foina, auf Deutsch Stein- oder
Hausmarder, heißt der
ungebetene Gast, der in Bittenfeld
sein Unwesen treibt. Er nistet sich in Garagen ein, macht nachts
großen
Lärm und raubt Vogelnester aus.
Für einige Bittenfelder wurden die Tiere inzwischen zur Plage.
Von den Behörden
fühlen sich die Geplagten allein gelassen. Hans und Margot Holste aus Bittenfeld können ein Lied singen vom Leid mit dem Marder. Schon seit vielen Jahren treibt das Raubtier sein Unwesen. „In den letzten vier Jahren ist es ganz extrem geworden“, sagt die 66-jährige Margot Holste. Zwischen 23 und fünf Uhr mache der Marder Lärm auf dem Dach, auch die Nachbarschaft sei betroffen. Es gäbe mehrere Marder im Viertel. „Wenn ein Marder weggeht, kommt sofort ein neuer nach“, berichtet Holste. Am schlimmsten finden sie und ihr Mann, dass das Tier die Singvögel frisst. „Er bricht sogar diese Nistkästen auf“, sagt Hans Holste und zeigt auf ein Vogelhäuschen aus Beton mit verriegelter Klappe. „Die Viecher sind schlau. Früher gab es viele Singvögel in unserem Garten, aber heute ist es recht still geworden. Auch die Vogeltränke ist verwaist. Das ist eine Plage“, fügt der 65-Jährige hinzu. Der Stein- oder Hausmarder ist ein Allesfresser, der sich von Kleintieren, zum Beispiel Nagetieren, ernährt, aber auch Früchte und Vögel zu seinem Speiseplan zählt. „Das Problem ist, dass der Marder keine natürlichen Feinde mehr hat“, sagt Hans Holste. So könne sich das Tier ungestört vermehren. Der Steinmarder fällt unter das Jagdgesetz. Das bedeutet, dass er nicht privat gefangen oder getötet werden darf. „Uns sind dieHände gebunden“, meint Margot Holste. „Wir mussten das ganze Dach erneuern“ Auch die Nachbarn wurden von Mardern belästigt. Bei Erikaund Hermann Vierling hatte sich ein Marder im Garagendach eingenistet. „Wir mussten das ganze Dach erneuern“, berichtet Erika Vierling, „was da alles zum Vorschein kam: Kot, Knochen, Federn, Brotreste, Dreck aller Art fanden wir im Marderversteck.“ Sie und ihr Mann klagen zudem über den nächtlichen Lärm und das Verschwinden der Singvögel. „Das ist schon schlimm“, sagt Vierling. | Nichts
anderes hört man von Familie
Penzenstadler, die ebenfalls in Bittenfeld wohnt. „Es ist katastrophal, einfach fürchterlich“, meint Ilka Penzenstadler. Sie erzählt von Mardern im Keller, von angebissenen Fahrradreifen und von einer Katze, die vom Marder gebissen wurde. Auch von vier Marderschäden im Ortskern von Bittenfeld hat die Frau gehört. „Aber was will man machen, man darf ja nichts machen. Nur alles vollständig abdichten“, sagt sie. In der Tat können die Tiere durch sechs Zentimeter große Löcher hindurch. Noch etwas hat die Bittenfelderin beobachtet: „Die gucken einen richtig an, die haben keine Angst mehr vor Menschen.“ Das Ehepaar Holste hat sich daher bereits an den Naturschutzbund Deutschland (NABU) und an das Staatliche Forstrevier gewandt. „Der NABU sagt, die Natur reguliere sich selbst“, sagt Hans Holste. Vom Staatlichen Forstamt kam ein Brief: Die Forstbehörden seien nicht für den Innenbereich, sondern ausschließlich für die Wälder zuständig. Es leitete den Brief an den Umweltbeauftragten der Stadt Waiblingen, Klaus-Bernd Läpple, weiter. Dieser wiederum verwies an die Naturschutzbehörde beim Landratsamt. Sie müsse beurteilen, ob es sich um eine Plage handele. „Meiner Meinung nach kann man von einer Plage sicherlich nicht sprechen“, meint der Bittenfelder, der selbst schon Marder im Haus hatte. Dagmar Wulfes, Geschäftsführerin des Kreisjagdamtes, rät auf WKZ Anfrage: „Man muss den Mardern den Wohnraum nehmen, indem man alles abdichtet. Es bringt nichts, Marder zu fangen. Es kommt sofort ein neues Tier nach.“ Abdichten, das hat das Ehepaar Holste längst versucht - vergeblich. Hans Holste wünscht sich vor allem eins: „Die Marder sollen nur meine Vögel in Ruhe lassen.“ |