Waiblinger Kreiszeitung vom 15.1.2007

Stadt Waiblingen

Der Marder jagt Ratten und Tauben

(kö). Zu Unrecht würde der Marder von vielen
Menschen als bösartiger Feind betrachtet, sagt der
Waiblinger NABU-Vorsitzende Bruno Lorinser. Dabei
erfülle Martes foina eine auch für den Menschen
nützliche Funktion: Er jagt Ratten und Tauben.


Dass Marder, vor allem, wenn sie Junge haben, beachtlichen
Lärm fabrizieren können und ihre Hinterlassenschaften alles
andere als angenehm riechen, ist dem Experten vom Naturschutzbund vollauf bewusst. In der Paarungszeit vollziehen Marder bei ihrem ausgedehnten, wilden Liebesspiel teilweise solch ein Gepolter, dass schon mancher Hausbesitzer glaubte, Einbrecher im unterm Dach zu haben.
Trotzdem sollten geplagte Menschen versuchen, den
nachtaktiven Jäger nicht immer bloß unter dem Aspekt der
Feindschaft zu betrachten. Gerade weil unter anderem
Wanderratten auf seinem Speisezettel stehen, sei er eigentlich ein Partner des Menschen. Und Ratten gebe es überall - auch in Bittenfeld. „Man sieht sie bloß nicht so.“
Alle Mittelchen, die zur Marderabwehr allenthalben empfohlen
werden, helfen nach Einschätzung von Bruno Lorinser nur eine Zeit lang. Ein Radio auf dem Dachboden laufen zu lassen, kann manchen Marder vertreiben, aber nicht alle.
Grundsätzlich ist der polternde Untermieter zwar lärmempfindlich, jedoch kommen immer wieder auch härter gesottenere Exemplare vor. „Das ist wie beim Menschen - der eine verträgt mehr, der andere weniger.“ Ähnlich verhalte es sich mit Geruchsattacken wie Toilettensteinen.
Allein wer Haus und Garage abdichtet, hat auf Dauer seine
Ruhe vor den Poltergeistern. Dabei gilt’s laut Bruno Lorinser zu bedenken, dass der Marder Wände hochgehen und trotz seiner Länge von 70 bis 75 Zentimetern sogar durch etwa sechs Zentimeter kleine Löcher hindurchschlüpfen kann. Der
geschmeidige Marder besitzt nämlich kein Schlüsselbein. Wo
der Kopf rein passt, passt der ganze Körper durch.
Dämmmaterial genügt zum Abdichten nicht, denn der
Allesfresser wurschtelt sich mit Leichtigkeit hindurch. Effektiver sind massives Holz oder Metallgitter. Schutz gegen Kabelbeißer im Auto garantierten ausschließlich Elektrozäune.
Marder können für Menschen eine Plage sein, ohne Zweifel.
Marderplagen im Sinne einer massenhaften Invasion gibt es
aber nicht. Denn Marder sind Einzelgänger, die keine
Geschlechtsgenossen in ihrem Revier dulden. Tatsache ist
jedoch, dass die Jäger in den vergangenen Jahren ihre Scheu
abgelegt und sich immer weiter in menschliche Siedlungen
vorgewagt haben.