Mallorca

Damit habe ich nicht gerechnet: Rainer Siegle schreibt mir eine Mail zurück, er freue sich, dass ich wieder hier sei und er mit Spannung auf meinen Bericht warte.

Irgendwie ist das jetzt dumm, ich hatte eigentlich nicht vor, etwas zu notieren, denn ich habe absolut nichts erlebt. Wobei es wohl niemand vom NABU interessieren wird, wie man sich zu unchristlicher Zeit aus dem Bett quält und mit der ersten S – Bahn zum Flughafen fährt (den Amseln macht das wohl nix, die toben schon herum, als hätten sie neues Spielzeug bekommen).

Auch ist es fade zu berichten, wie eng man im Flieger hockt und mit blauen Flecken am rechten Oberarm aussteigt, weil der Sitznachbar wieder sein Marmeladedöschen schier nicht aufbekommen hat. Das kennt man ja.

Ernsthaft: Entsetzt war ich allerdings, wie man in Mallorca mit der Natur umgeht!! Irgendein Kommissar hat in Brüssel den Asphalthahn aufgedreht und nun schwappt die schwarze Brühe übers Land. Autobahnen mit Nebenwegen für Nichtmotorisierte werden gnadenlos in die Botanik gefräst, als hätte man Boden im Überfluss. Kleine Nebenstraßen zu lauschigen Plätzen werden so gebügelt, dass es sich dort für alle Zeiten ausgelauscht hat. Neue Hotels, nein, riesige Urlauberbunker setzt man den Maulwürfen auf den Kopf, obwohl die Zahlen der Besucher dramatisch sinken; man merkt das übrigens deutlich.

Das macht einem nicht so richtig Laune, frohgemut den Federhalter in die Finger zu klemmen.

Also werde ich diesmal nichts schreiben. So.

Für meine „Lesefreunde“ unter Ihnen / Euch tut es mir leid, denn ich hätte gerne aufgezeigt, wie interessant so ein Hosenknopf sein kann.

Hosenknopf? Ja, na ja.......das ist nun wirklich sauglatt: Da liegt beim Kloster Lluc so ein dicker Hosenknopf mit vier Löchern auf dem Boden, und noch einer und noch einer und...

Eichel? Nee, nach hinten geht er spitzig zu, der Hosenknopf und ist hart wie eine Nuss. Riecht nicht, schmeckt nicht, und nachdem ich immer ein Taschenmesser beim Wandern dabei habe, feile ich daran rum. ZACK !! und ich stehe (also duftmäßig) im „Bombolesladen“ – Eukalyptus!!! Boah, ein wundervoller Geruch!! Ganz klar, diese Bäume erkennt man an den meterlangen Fransen der weghängenden verdorrten Rinde. Fast bin ich mir sicher, dass sich die in der frisch umgeeggten Erde vergnügenden Buchfinken ziemlich über diesen komischen, unwissenden Menschen wunderten.

Apropos Vögel: Ich habe den Eindruck, dass sich auch dort immer wieder die Arten schwerpunktmäßig verteilen (oder mein Grips nimmt doch noch etwas zu....). Denn diese Massen von geschwätzigen Girlitzen (vielleicht haben sie gerade die Geschichte mit dem Typen vom Kloster Lluc weitergetratscht), und in den Palmen zu Horden Dattel mampfender Mönchsgrasmücken fielen mir seither nicht so auf.

Sehr anmutig die Silberreiher im Vogelschutzgebiet S’Albufera, welches auch kaum Besucher aufwies. Mir ist’s ja recht, wenn man seine Ruhe hat. Auf 30 Pfosten im Wasser hocken 30 (na, sind es Krähenscharben oder Kormorane, schnell das Buch!) Kormorane und sitzen da, als sollten sie gemalt werden - keinen Mucks. Drumherum im seichten Wasser des Biotops Blässhühner, Löffelenten- und Stockentenpaare.

Und dann hätte ich gerne jemand von Euch Klugen dabei gehabt! Es ist uns nicht gelungen, einen braunen, leichtfüßigen Vogel auszumachen, der einen Höllenlärm veranstaltete und nach einer kurzen Strophe sofort zum nächsten Busch weiterflog, sich versteckte und uns so eine gute Stunde begleitete. Ich habe zwar eine Liste der dort heimischen und gastierenden 93 Vogelarten, aber so richtig ausschließen kann ich nur den Emu.

Ein weiteres Vogelparadies, das Boquertal, haben wir leider erst zur Mittagszeit besucht, daher außer einigen Geißlein eine recht ruhige Fauna. Wie wir nachträglich erfuhren, soll sich dort aber die gesamte Orniwelt – vornehmlich Engländer – tummeln. Hier bin ich mir nun nicht richtig sicher, ob die wegen der Vogelbeobachtung dort sind, oder ob sie eine Fleischbeilage für ihre Ingwer - Minzsoßen suchen.....

Wir suchen immer noch nach der Bezeichnung für zwei Pflanzen, und zwar nach einem wadenhohen, grünen Strauch mit feinen, tannennadelartigen Blättern und blauen Blüten ähnlich dem Gundermann, Geruch des Blattwerks durch Zerreiben nach Weihrauch / Myrrhe. Und dann nach einer Calla – Art, aber kleiner und die Blüte ähnlich einer Kanne. Wächst oft in der Nähe von Bienenragwurz.

So, nun kann man mal wieder sehen, wie viel jemand schwatzt, der nichts zu sagen hat.

26.03.2006/w.p.