Sonntagsgedanken eines Nabuazubis
So’n
Tag, also so’n Tag wie Sonntag, tritt ja nicht die ganze Woche in
Erscheinung. Gut, Montag und die anderen gibt’s auch nur ein Mal,
aber der Sonntag ist nun doch etwas ganz Besonderes!
Das war mir
früher in meiner Kindheit so bewusst, als es noch Sonntagskleidung
und so Zeug gab, dann lange Zeit war Sonntag nur der Tag, an dem man
nicht arbeiten musste. Heute tritt das Sonntagsgefühl wieder
klarer hervor; der Sonntag hat wieder was; irgendwas halt.
Es ist Sonntag:
Das
wird mir ganz speziell bewußt, wenn ich um 5:00 Uhr unter der
Dusche stehe, weil eine Stunde später eine vogelkundliche
Wanderung von unserem NABU angesagt ist. Warum mir das so stark bewusst
wird? Wir stehen sonst lang nach 7:00 Uhr auf und da muss die Heizung
vorher kein warmes Wasser zur Verfügung stellen, klar?
Ich
werde also ziemlich schnell munter (soll ja gut für den Kreislauf
sein) und kann so doch den Abschied von meiner im mollig warmen Bett
kuschelnden Frau ganz frisch und wach erleben. Ich spüre deutlich
ihr unverhohlenes Mitleid!
Aaaber – sie hat auch
vorgesorgt und abends zuvor ihren Gatten mit Schmackhaftem im Rucksack
versorgt, dann hält er länger durch.
Es ist Sonntag:
Ruhe,
Stille, fast Abgeschiedenheit liegen heute schwer wie eine alte
Pferdedecke auf der Stadt. Kein Laut, niemand regt sich um diese fast
heidnische Zeit, die Ohren schmerzen fast vor Grabesstille. Und da soll
es hinaus ins pralle, tobende Vogelleben gehen? Obwohl, das bereits
etwas geschulte, fast noch kissenwarme Ohr vernimmt zumindest eine
Amsel, welche die ersten Etüden vom Stapel lässt.
Wenn
dann Hausrotschwanz, Mönchsgrasmücke und Grünfink mit
einstimmen, regt sich auch das matte Gemüt, der noch unwillige
Körper und lahme Geist.
Es ist Sonntag:
Kein
Müllwagen, keine quäkenden Kindergarten- oder grölende
Schulkinder, kein Moped, das an der Ecke quietschend hält, keine
Haustür, die grätig ins Schloss geworfen wird, nur die blanke
Natur pur.
("Warum eigentlich, warum soll ich an der Wanderung
teilnehmen <6:30 h>? Es ist doch auch hier ums Haus ganz
interessant und ich könnte dann noch so ein Stündchen.....")
Doch
wenn ich dann an die Leutchen vom Naturschutzbund ("NABU" ist bestimmt
eine Abkürzung für "Naturbursche") denke, wie sie
aufgeschlossen, engagiert und freudig interessiert an den
Führungen mitarbeiten, wenn Neue sich anschließen und
angespannte Neugier zeigen, und wenn sich dann die Vogelwelt in ihrer
ganzen Pracht und mit ihren unendlichen Geheimnissen so nach und nach
erschließt, dann geht’s aber los!!
Mit krachender Haustür, umfallender Mülltonne und quietschenden
Reifen.....
Hurra, ‘s isch Sonndich!!
Herzliche Grüße
William Patrick
19.08.2006