Die Schlacht am Sonnenberg



Ein großes melodramatisches Schauspiel in 2 Akten

von Willibald Otto


Hauptpersonen:

Fürst Hürst von Sonnenberg                    Regent von Sonnenberg

Graf Rainier zu Schweigen                       Sein Berater

Walther von der Birke                               (Walther von der Vogelweide war schon besetzt!)

                                                                  Schatzmeister

Ingeborg von der Birke                             seine Gemahlin

Werner von der Leuten                             Rittmeister

Reinhard von Beinhard                             Forstverweser

Andrea von Sanft                                      seine Gemahlin


weitere Personen in nichtalphabetischer Reihenfolge:


Anneliebe vom Strauch                            Hofdame und Genealogin

Paddy von Beinhard                                 Junker

Brigitte de Champagne                             Hofarchivarin

Andreas von Brezelfeld                             Fahnenjunker

Axelander von Nelkenbach                        Hofmaler

Hanne von Nelkenbach                             seine Gemahlin und Muse

Wolf - Reimund von Recht                       Hofberater

Gudrun von Recht                                    seine Gemahlin

Sylvia Atricapilla Belladonna                     Kammersängerin

Rainer von Baden                                     Kellermeister

Elke von der Rath                                     Hofalchimistin

Gabriele von Stein - Effing                        Anstandsdame

Heinz Becher zu Schweigen                    Hofschmied

Urs – Üeli Bucher                                      Küchenmeister /Schweizer (rein zufällig ist auch der

                                                                  NABU - Balkenmäher ein „Bucher“)

Willibald Otto                                             Hofschreiber

Volk                                                           äh, ja, Volk

Die Handlung spielt in Sonnenberg, einem kleinen Dorf zwischen

Unterfranken und Oberschwaben im Jahre 401,2 x 5

(dann haben Sie was zu tun!).

Erster Akt


Szene: Das liebliche Gewann Sonnenberg, eine liebliche Landschaft ums gleichnamige Sonnenberg, einem lieblichen Ort im lieblichen Schwabenland. Die Sonne scheint lieblich auf die lieblichen Wälder und Wiesen.


Erster Auftritt


Fürst Hürst reitet über die lieb..... prächtigen Wiesen und bemerkt nicht, in Gedanken versunken, dass er eigentlich das Pferd im Stall vergessen hat. Er versinkt immer wieder in seinen Traum von einer Reise nach Kanada, wo er einmal die Goldroute befahren möchte und neue Pflanzen, neue gefiederte Freunde kennenlernen und auch eventuell mitbringen könnte.

Er ist ein strenger und gerechter Herr, kann es aber nicht ausstehen, wenn er bei Unstimmigkeiten ertappt wird. So hatte er einmal auf die Bemerkung von Graf Rainier, er habe sein Pferd wohl vergessen, wirsch geantwortet: „Ich habe kein Pferd und noch niemals eines besessen! Ich hasse Pferde!!“

Nun gut, so hat jeder seine Eigenheiten, die ihm oder ihr immer wieder zugeschrieben werden.

So hat zum Beispiel der Hofschreiber (wenn ich mich gerade in der dritten Person erwähnen darf) einen dicken runden Bauch und wird daher immer wieder als der „Kugelschreiber“ hinter vorgehaltener Hand der Lächerlichkeit preisgegeben.

Personen: Graf Rainier zu Schweigen, Fürst Hürst von Sonnenberg.

(Der Vorhang öffnet sich)

Graf Rainier zu Schweigen: (nachdenklich auf den Boden schauend) Mein Fürst, ihr ergeht euch in trübsinnigen Gedanken, an einem solchen lieb....herrlichen Tage? Siehet nur, wie die Vögel von Ast zu Ast hüpfen und nur für euch, mein Gebieter, jubilieren!


Fürst Hürst von Sonnenberg: Ihr, Graf, macht es euch einfach. Ihr müsst mich ja nur beraten, entscheiden aber muss ich, der Herr über dieses Volk und Land. Und wenn mein Entschluss dann falsch war, traaatscht wieder das Volk herum: „Du liebe Güte, deeer hat doch keine Ahnung, und deeer will Fürst sein!“ oder so ähnlich. (Er wendet sich direkt an den Grafen und schaut ihm lange in die Augen) Was weiß er denn von meinen Sorgen und Nöten, meinem Bangen und meinen schlaflosen Nächten, die nur die lieb...äh sinnlichen Gesänge des Graureihers und der Wachtel erheitern.

Und nun bin ich in marternder Sorge, ich würde gerne neue Pflanzen ansiedeln, aber das ist noch ein Geheimnis! Schwöre er mir bei seinem Leben, davon nichts auszuplaudern!


Graf Rainier zu Schweigen: So habt doch Vertrauen zu mir, Erlauchter. Gebt mir einen Hinweis!

Fürst Hürst von Sonnenberg: (nahe zum Grafe tretend) Ich sage euch nur: Danzig und Franz. (beide ab)

(Vorhang)

Zweiter Akt

Szene: Sonnenberg, eine lieb...na ja, Sie wissen schon!

Erster Auftritt


Fürst Hürst von Sonnenberg lustwandelt wieder einmal kurz nach Sonnenaufgang mit seinen leuchtend grünen Gummistiefeln durch seinen wunderschönen Besitz. Bestens gelaunt zieht er die frische Luft durch die Nase und prüft wohlwollend den Duft der Gräser und Blumen. Seine zartgliedrigen Finger, welche die einer Hebamme oder gar eines Arztes sein könnten, streichen durch seinen lohweißen Bart. Er ist sichtlich zufrieden, sorgenfrei und guter Dinge, mit einem fröhlichen Liedlein auf den Lippen (Toccata und Fuge in d-Moll von J.S. Bach, BWV 565).


Personen: Fürst Hürst von Sonnenberg, Urs - Üeli Bucher (Wir haben extra sein kantiges Schwyzerdütsch ins Hochdeutsche übersetzten lassen. Ätz isches jo so, dass mir wölle, dass d’Düütsch-Schwyzerische Vrständigig au‘ chklabbe duät, oddr!)

(Der Vorhang öffnet sich)

Fürst Hürst von Sonnenberg: (freudig erregt, und daher laut zu sich selbst redend, wie es immer wieder mit Erstaunen bei geistig hochstehenden Personen beobachtet wird ) Ei, das wird ein guter Tag (sich die Hände reibend), heute kommen die Leute aus Przywidz und bringen mir die seltene Pflanze mit, die hier niemand, niemand außer mir kennt! Und morgen kommt Franz mit seinem Enzian und die werden von meinem Hofgärtner als einzige im weiten Land hier eingesetzt.


(Dies hört zufällig Urs - Üeli Bucher, der gerade seine Küchenkräuter für das Mittagsmahl aussucht und hofft, wieder seinen Geschmacksknospen neue, berauschende Nuancen zuführen zu können. Wie wir alle wissen, ist er ein vollkommener Feinschmecker, wie alle Schweizer.)


Urs - Üeli Bucher: (vorsichtig herbeitretend, eifrigkeitsheischend, was immer das sein soll...) Mein Herr und Gebieter, was vernehme ich da, ihr bekommt Pflanzen aus Kaschu....


Fürst Hürst von Sonnenberg: Kusch!! Schweig‘ er!! Das muss doch nicht die ganze Welt vernehmen, dass wir hier am Sonnenberg künftig so erlesene Kräuter beherbergen. Und überhaupt, woher weiß er denn, wo Przywidz liegt? Häh??


Urs - Üeli Bucher: Erlauchter Fürst, erlaubt mir darauf hinzuweisen, dass die Großmutter meines stiefgeschwägerten Schwippschwagers aus Danzig stammt und er mir bei so manchem Schluck „Danziger Goldwasser“ dieses Geheimnis von der Kass...


Fürst Hürst von Sonnenberg: (mit rotem Kopf und seeehr laut) Still!!! So halte er sich doch um Himmels Willen mit seinem Plappermaul zurück! Das ist GEHEIM! Ich werde der Erste sein, der im Umkreis von einem Tagesritt – wo ist eigentlich mein Pferd? – also, der Einzige sein, der dieses Kleinod sein Eigen nennen wird.


Zur Strafe wird er zwei Wochen ohne seinen neuen Kartoffelschäler auskommen. Und nun verschwinde er!

(Urs - Üeli Bucher erbleicht, er liebt neue Küchengeräte über alles, wie alle Schweizer. Ab)


(Vorhang,.... hey, VOOORHANG!!)

Dritter Akt

(Ja, ich weiß, dass am Anfang „in 2 Akten“ steht, aber wer kann schon ahnen,

dass sich das so lange hinzieht!)


Szene: Na, wo wohl? Aber diesmal mit gemähten Wiesen.

Erster Auftritt


Fürst Hürst von Sonnenberg: (noch immer in Gedanken) Wie jetzt, „erster Ausritt“...??


Ein Diener erscheint auf der Bühne mit einem Schild „Eine Woche später“.


Natürlich blieb das vorige Gespräch mit Urs - Üeli Bucher von weiteren Personen nicht ungehört, es war ja laut genug und des Lauschens nicht nötig.


Personen: Fürst Hürst von Sonnenberg, Urs - Üeli Bucher, Werner von der Leuten, dessen Knecht, sowie Walther von der Birke mit seiner Gemahlin.


(Der Vorhang öffnet sich. Es dauert noch ein bisschen, er klemmt. Dann aber:)


Fürst Hürst von Sonnenberg: (zu sich selbst, aber nicht gerade leise) Das kann man mit mir nicht machen, nicht mit mir, dem Fürsten von Sonnenberg!!! Mit mir nicht!! Schon garnicht!! NIE!!!

Graf Rainier zu Schweigen: Ich verstehe wohl, dass in eurer Brust der grollende Zorn wütet und ihr euch ärgert, aber so wichtig sind die Pflänzlein nun doch auch wieder nicht!

Fürst Hürst von Sonnenberg: Pah, Graf, ärgern?!! Seid Ihr rasend? Mein Blut schreit nach Vergeltung! Diese elenden Würmer haben mein Ansehen in den Staub gezogen, jaaa, (sein Gesicht läuft dunkelrot an) sie haben meine Ehre besudelt!

Ich werde mich ZWANZIGFACH rächen!! (hebt die Hand zum Schwur, dann mit wehendem Mantel ab)

Rittmeister Werner von der Leuten führte gerade mit seinem schwerhörigen Knecht die Rösser aus und vernahm entsetzt den Disput.

Werner von der Leuten: Sag‘ an, oh Knecht, und sprich, der Herrscher will sich mannigfaltig rächen?? Hast du das auch so vernommen, Bursche?


Knecht: Nein, Meister, der Fürst und Gebieter will wohl, so vernahm ich’s deutlich, dass wir zwanzig Rechen besorgen! Irgend jemand hat die Wiese abgemäht, und der Fürst glaubt, es waren die Leute, welche die Wicke aus Kaschubien und des Franzens Enzian vermittelt haben, um selbst diese Raritäten zu besitzen. Nachdem nun alles darniederliegt, wird man diese Pflänzlein wohl schwerlich mehr finden und es wird denen kaum etwas nachzuweisen sein. Ich aber glaube, der Koch hat die Pflanzen mit in die Küche genommen, um neue Rezepte zu kreieren. Es war der Bucher!!

Walther von der Birke: (wie wir wissen, seines Zeichens Schatzmeister, und ein gehorsamer Untertan, der seinem Fürsten jeden Wunsch von den Lippen abliest, lustwandelte mit seiner Gemahlin geradewegs an den Beiden vorbei. Zum Knecht) Nun, so spute dich und eile zum Schmied Heinz Becher zu Schweigen, er soll uns einen trefflichen Preis für zwei Dutzend Rechen machen und recht bald in feinster Qualität liefern (es war damals so Ende August...).

Hier, mein Junge, nimm diesen Beutel mit Goldruten, quatsch! Goldstücken und bring‘ noch ein gut‘ Teil davon zurück. Ond breng au‘ a Gwiddung!


(Knecht eilends ab).

Zweiter Auftritt


(Wurde abgesagt, da ja nun alle reichlich zu tun hatten.)


Epilog:


Und so kam es, dass sich alle oben erwähnten Personen noch heute im Andenken, immer im September, als damals die Rechen fertig waren, in einer Schar zusammenrotten und den Sonnenberg rechen. (Wer hier aber ein Ä einfügen will, bitteschön : „ä“)


Fürst Hürst von Sonnenberg aber, ist immer noch auf der Suche nach Bucher, der sich rechtzeitig mit seinen neuen Rezepten, welche die Geschmackspapillen seiner Gäste Salti schlagen lassen, verkrümelt hat und nun in Frankreich in Gui de Michelin lebt.


Noch was: Die Rechen werden noch heute verwendet.


Den Titel mit der Schlacht habe ich nur geschrieben, dass es etwas spannend wirkt. Zum Schluss wäre ich aber einer Schlachtplatte nicht unabgeneigt. So mit einem Pils oder einem Viertele Trollinger oder so....


Und nun noch etwas Ernsthaftes:


Mit dieser Geschichte möchte ich auf keinen Fall jemand beleidigen oder bloßstellen!


Sie soll der Erheiterung dienen und ausdrücken, wie gerne ich die Zeit mit den Leuten vom NABU Winnenden verbringe und mit Freude meine Arbeit dort mache.


Möge man das Vorliegende bei großem Wohlwollen als Satire einstufen, ich hoffe, dass das Lesen Ihnen Vergnügen bereitet und hie und da ein Schmunzeln entlockt hat.


Ich habe die Gestalten der einzelnen Personen bewusst so angelegt, dass Ähnlichkeiten zu lebenden Personen mit Sicherheit nicht zu erkennen, nie meine Absicht waren.

01.09.2006 William Patrick (alias Willibald Otto)