Oder:
Selbstkritik mal anders
Es
ist nun nach drei Tagen zu Hause mal an der Zeit, dass ich Euch, liebe
Reiselustigen und Naturfreunde, von Südtirol und den dortigen
Beobachtungen und Erlebnissen berichte.
„Lächerlich!“
Es war dieses Mal zwar ein Wanderurlaub, doch
die vergangenen Anstöße, das Gesehene auch zu berichten (naturgucker),
zwangen mich immer wieder, zu notieren und zu fotografieren. Und so
waren es eher naturkundliche Exkursionen.
„Angeber!“
Dies
mal vorab.
„Und weiter?“
Also, ich weiß nicht, wer mir da immer in
meinem Ohr dazwischenquatscht. „Was soll das, und wer sind sie?“
„Wir sind per Du, und das schon seit fast 62
Jahren...“
„Na, das
verstehe ich nun wirklich nicht, und wir haben uns seither nie
unterhalten?“
„Es war
auch nicht nötig!“
„Und
jetzt?“
„Dringend!“
„Aha, ich sehe aber keinen Grund, dass ich mich
mit mir selber unterhalte, auch wenn uns keiner zuhören kann. Das ist
doch bescheuert!!“
„Du
unterhältst dich nicht mit dir selber, ich bin du – deine rechte
Hirnhälfte.“
„Oh, wie
komme ich zu der Ehre, dass ich von mir selber so massiv bedrängt
werde?“
„Na komm‘, so
langsam werde ich arbeitslos. Du hast gestern allein auf der Suche nach
der blöden Sommerwurz über eine Stunde lang das Internet und den Parey
misshandelt, bis du dann eeennndlich auf die Blutrote Art gekommen
bist. Und zuerst behaupten, es sei die Nestwurz! Das ist schon sehr
unprofessionell.“
„Es
hätte ja sein können, wenn man das zu ersten Mal bewusst sieht!“
„Ach, diese Pflanzen gibt es seit Jahrtausenden
und du siehst sie 2008 das erste Mal??!!“
„Ich sehe vieles zum ersten Mal und werde auch
in Zukunft noch vieles zum ersten Mal erstaunt erkennen. Und wenn ich
das Ganze schlampig angehe, dann zieht mich Horst wieder durch den
Kakao, oder Rainer sieht mein Foto und sagt mir dann, dass ich da wohl
etwas verwechselt hätte. Nein, nein, auf so etwas lasse ich mich nicht
mehr ein! Lieber schreibe ich gar nichts auf und warte, bis mir das
jemand bestimmen kann.“
„Das
klingt jetzt aber sehr ernst. Auf der Marinzenhütte warst du doch noch
so fröhlich, als dir die ‘Kastelruther Spatzen‘ aus dem Lautsprecher
deine Brotzeit ein Stunde lang verschönten.“
„Da musst du was irgendwie falsch mitbekommen
haben....“
„Und hier:
Nichts Musisches, kein Buch wird gelesen, keine Übungen am Klavier,
keine Modellbahnbasteleien, nicht einmal ein netter Bericht an deine
Leute vom NABU, nein, nur diese blöde sture Suche nach den blöden
Pflanzen und den blöden Viechern.“
„Das
wird ja auch wieder, von den 135 Naturbildern habe ich noch so an die
30 zum Auswerten und das wird heute dann vollends erledigt. Und dann
werde ich auch wieder etwas Nettes schreiben, versprochen!“
„Na also, es geht doch...!“
2008_09_24/w.p. und sein uralter Ego