Das Allgäu

oder: Blöde Sprüche

Es ist ja so tröstlich, dass viele Menschen zu jeder Situation den passenden Spruch aus dem Schächtele ziehen. Ganz besonders liebe ich seit dieser verregneten Woche im Allgäu den Satz: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung“.

Das ist schlichtweg und absolut Krampf!!

Solche Aussagen, wie: „Versuch macht kluch“ oder „Übermut macht Nase blut‘ “ ergeben einen Sinn, doch die obige Bemerkung macht einen eher ärgerlich.

Es ist doch so, dass Bergwanderer, die wir nun schon seit vielen Jahren sind, immer eine gute und sichere Ausrüstung dabei haben. Das geht von der Regenjacke über einen Schirm bis zur Rettungsdecke und Kompass (ja, den brauchten wir schon bei schlagartig aufkommendem Nebel).

Aber das Wetter, also Wärme, Sonne und Fernsicht passen da nicht auch noch in unseren Rucksack, denn das Wohlgefühl stellt sich nur bei angenehmem Wetter ein. Außer man hat schon einige „Wurzelgeist“ oder so in der Mütze, dann gehört man aber nicht in die Berge!

Und dieses Wohlfühlen ist es ja gerade, was man bei so einem Schietwetter vermisst. Klar, Jacke, Mütze und Schirm schützt uns gegen Regen und Wind, aber nicht gegen miese Stimmung!

Gut, wenn es uns unterwegs erwischte, war es nicht schlimm, denn dann hatte man schon oft einen großen Teil des Weges hinter sich. Aber vom Auto raus direkt in den Seich, NEIN!!

So, das wäre mal geklärt. Doch viele Menschen gehen da trotzdem los, denn man hat ja schließlich für die Reise bezahlt. Und nun sind wir bei dem Punkt, der jeden Schwaben bis ins tiefste Mark trifft: Geld! Ja, ich sage sogar extra betont „Gäld“, denn in dieser Ausdrucksweise klingt es besonders hart. Und dieses hart verdiente Geld verteilt sich an solchen Regentagen in die „notleidende Wirtschaft“, es bleibt nicht brav im Geldbeutel des Wanderers.

„Ha, heut geh‘n m‘r amol kaffeedrengga, amma andera Dag got m‘r middagessa“! Fußgängerzone „nuff ond na‘, a‘ Bliesle oder a baar Sogga“ könnte man auch „dringend brauchen“, dabei hat man eigentlich genug Wäsche für die nächsten drei Monate zum täglich Wechseln......

(Aber warum sagt der das uns? Das wissen wir doch selber!)

Also: Das Problem ist auch die übrige Zeit. Schön, man kann etwas fernsehen, ein gutes oder, wie sich manchmal herausstellt, ein weniger gutes Buch lesen. Karten spielen, mit anderen Gästen Konversation treiben, indem man vielleicht über andere Gäste herzieht oder eben Ähnliches.

Und?

Essen!

Ja, das braucht der Mensch halt auch!

Nur, wenn man Zeit hat und dann noch eine so hervorragende Küche wie dieses Jahr in Hindelang, dann wandert dieses gute Essen in einer abgewandelten Form und äußerst (!) ungünstig verteilt, in den bislang ach so schlanken und wohl ansehnlichen Körper.

Und nun wisst Ihr auch, warum ich diesmal auf eine fette Überschrift verzichtet habe......

21.06.2009/w.p.