Armer Arm

Oder: Arme haben Arme, aber Beine haben keine

Es ist manchmal schon so, dass man unverhofft zu etwas kommt. Die Eine gewinnt im Lotto, der Andere hat endlich die Frau seines Lebens gefunden und ich, ich bin zu einer kleinen Operation gekommen.

Vor Wochen hatte ich früh morgens den Rollladen hochgezogen und mich am soliden und kantigen Rahmen unseres Hundertwasserbildes am Ellenbogen gestoßen. Ich wusste nicht, dass Kunst seit Beuys so weh tun kann!

Nun, auf so eine OP könnte ich schon verzichten, aber wenn nach Tagen dann so eine dicke Pflaume unter der Haut wächst, sollte man beim Onkel Doktor danach schauen lassen, gell?!

„Schleimbeutelentzündung!“ war sein jubelnder Befund, denn er wusste, dass er das bei mir auch dann gleich wegschnipfeln durfte.

So ist es nun, dass ich heute mit einem Pflästerle und einem Verband, vorsichtshalber eingepackten Schmerztabletten und einem etwas unbeweglichen Arm sinnlos herumsitze.

Lesen? Na, das mache ich immer in seinem Wartezimmer! Da habe ich schon manches Reclamheftchen, weil man es so praktisch einstecken kann (und ich seit der Schulzeit endlich die Inhalte von Schiller und Co. einigermaßen begreife) ausgelesen. Zwei Mal sogar schon dem Goethe seinen Faust, jaaa, ich bin der ideale Patient! Ich mag nur die Schmuddel-Zeitschriften nicht, die vorher vielleicht beim Friseur und dann beim Proktologen herumlagen, und jeder mit seinen spuckebefeuchteten Fingern die Seiten eingeschmiert hat.

Fernsehen mag ich zwar schon, aber nicht den ganzen Tag.

Musik machen nur mit der Linken??

Internet? Da tun mir schon die Augen weh! Da habe ich nun sämtliche Käfer-, Schmetterlings- und Spinnenarchive durchgeblättert, weil ich zwar wunderschöne eigene Fotos von Tieren gemacht habe, aber keine Ahnung, wer sie sind. Bei manchen Pflanzen geht es mir ebenso.

Also wenn man so ein bisschen wuselig ist, wie ich, ist man schon etwas hilflos. Namentlich beim Hosen oder Pullover anziehen, oder Brot schneiden z.B., da zeigt es sich deutlich, dass man Rechtshänder ist! Zwar bin ich als alter „Bäschdler“ (Horst Schlüter bezeichnet diese Leute gerne als „bricoleur“) ein „gelernter“ Linkshänder und kann ohne weiteres auch mit Links Schrauben eindrehen oder Nägel einschlagen. Doch Nase putzen oder mit einer Hand eine Bügel-Bierflasche aufmachen, das klappt aber dann doch nicht so richtig.

Nachdem der feste Verband bis morgen noch dranbleiben muss, kann ich mit dem fast steifen Arm auch nicht mit dem Auto losdüsen und bei der Hitze im Wald irgendwo lustwandeln.

Also mache ich etwas, das geht: Ich sitze nun hier und vertippe die Zeit.

Ach, apropos „tippen“, da habe ich einen guten Tipp:

Man soll ja mit einer frisch vernähten Narbe (na ja, sie ist zwar klein, ziert aber allemal einen richtigen Mann.....) nicht duschen. Und so kam meine Holde auf die Idee, die nie gebrauchte Badewanne in Gang zu setzen, hineinzuknien und so könnte ich mich mittels Waschlappen auch frisch machen, ohne die Wunde zu benetzen.

Das ging eigentlich ganz bequem und ratz-fatz war ich wieder ein sauberer Kerle.

Nur, beim Aussteigen aus der Wanne sollte man aufpassen! Denn, wenn man vergisst, dass davor auf den glitschigen Fliesen der nasse Waschlappen liegt, und man da drauf tritt, dann kann man schlagartig durch die Gegeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee............

2009_07_03/w.p.