Verreisen

Oder:  "Am fembfe standet m'r uff!"

Gerade habe ich im Lotto gewonnen und dann kommt eine Verkäuferin und sagt, dass der vergoldete Kühlschrank nicht in meinen Wagen passt: Es ist 4:52 Uhr als ich zu bald aufwache, selbst der Amsel und der Mönchsgrasmücke ist es noch zu bald. Doch rechts neben mir ist schon jemand munter.

Noch umwölkt denke ich an die kommenden zwei Tage, die wir auf einer Reise mit „am Johrgang“ meiner Frau in den Schwarzwald vor uns liegen haben.

„Doddli-doddli-doddli“ und „brietz-brietz-brietz“

Gerade habe ich im Lotto gewonnen und dann kommt eine Verkäuferin und sagt, dass der vergoldete Kühlschrank nicht in meinen Wagen passt: Es ist 4:52 Uhr als ich zu bald aufwache, selbst der Amsel und der Mönchsgrasmücke ist es noch zu bald. Doch rechts neben mir ist schon jemand munter.

Noch umwölkt denke ich an die kommenden zwei Tage, die wir auf einer Reise mit „am Johrgang“ meiner Frau in den Schwarzwald vor uns liegen haben.

„Doddli-doddli-doddli“ und „brietz-brietz-brietz“ machen die Funktelefone, weil ich sie auf „fembfe“ programmiert habe.

Morgens!

Komisch, die Leute, die den Strom herstellen, müssen auch schon auf sein, denn die Lampen brennen und das Wasser in der Toilette läuft auch schon, fleißig, fleißig.

Und was macht meine Herzallerliebste: Kaffee. Hmm, die ist ja auch schon auf. „I‘ benn scho‘ seit em viere wach!“ meint sie strahlend und wie frisch gebadet. Und auch die Zeitungsfrau Frau Weingärtner schiebt dem Briefkasten bedrucktes Papier in den Mund, wie meine Rose mir ein Viertel Salamibrot.

Alle (auch die Tiere s.o.) sind nun munter, nur ich nicht. Wie kann man auch um diese Zeit verreisen???

„So, Liebelein“, ruft sie aus der gerade geöffneten Badezimmertür, „ich bin fertig!“

Ich auch....

Warum tut man sich das an und steht nicht wie sonst zwischen sieben und acht Uhr auf? Man könnte sich in Ruhe räkeln und strecken und sich vom geliebten Kopfkissen verabschieden. In Ruhe die Schlappen suchen, in den Bademantel kriechen und den Morgen so gaaanz laaangsam auf sich wirken lassen. Wetter? Wie? Sonne? Regen? Alle diese Informationen könnte man rasiermesserscharf in Geduld analysieren und sich dann mehr oder weniger bruddelnd dazu äußern.

Die erste Zeitungszeile könnte im Kopf dann erst einmal zusammengepuzzelt werden, während man überlegt, ob man ein Gsälzbrot oder doch lieber die frisch aufgeschnittene Salami dem noch etwas tauben Göschle zuführt. „Willsch a Weggle mit em Karl seim Honig?“ oder doch vielleicht ausnahmsweise mal ein Rührei mit Butterbrot. Herrlich, diese gemütlichen und so unhektischen Entscheidungen.

Der Kaffee gluckert in den Hals, die ausgewählte härtere Nahrung wird hinter die arbeitswillige Zahnreihe geschoben und mit einem genüsslichen Biss zerteilt. Und wenn sich dann so alles in wohlmundigem Geschmack breit macht, kommt die Lust aufs Zeitungslesen.

Wo ist da Hektik, Hast, Eile oder Trubel? Der Tag zeigt mir bedächtig, dass er auf mich wartet.

Aber so?

„Horch amol, jetzt sodd’sch aber noremacha“, meint mit einem gewissen Unterton meine gewissenhafte und auch sonst bessere Hälfte und reisst mich aus meinen zähen Gedanken.

„Sonscht ganget dia ohne ons!“

Also:

Hektik.

27.7.2010 w.p.