Oder: Zwischen den Stühlen
In dieser kühlen Jahreszeit ist es doch ein wohliges Gefühl, wenn man sich an den gedeckten Abendbrottisch hinruckeln kann, die Beine unter dem Tisch ausstreckt (ohne dass der Vater sagt: „Solange du deine Beine unter meinen .....“ wir kennen das), sich einen heißen Tee einschenkt oder ploppend die Flensburgerflasche öffnet und ein gutes Bauernbrot aus dem Körbchen langt.
Und dann den frischen Griebenschmalzbecher aufmacht und staunt: „Witzig, da schaut mich jetzt der Himmel schon aus dem Schmalzhäfele an!“
Warum gibt es eigentlich diesen Herbst mit seinem blöden, grauen Wetter, fragt man sich doch in diesen Tagen; mal Regen, mal Wind, es ist glitschig und feucht draußen. Das muss so sein, denn plötzlich vom Sommer mit 32 Grad im Schatten (welchem Schatten?) auf minus fünf am nächsten Morgen wäre doch auch nicht angenehm.
Also gibt es diese Übergangszeit „Herbst“, die sich auch klar aus dem enthaltenen Wort „herb“ definiert. „Hey“, meint jetzt bestimmt so mache/r, „da steckt doch auch das Wort ‚ erbst‘ drin!“ und das ist klar erkannt. Da aber auch die letzten drei Buchstaben als „pst“ ausgesprochen werden (können), schweigen wir mal über diesen Teil des Lebenszyklusses.
Das Wetter (komisch, früher dachte ich immer, dass „Wettervorhersage“ etwas für Lottospieler sei. Obwohl....die ist oft genauso treffsicher...), also, das Wetter ist nun mal so, dass man sich auf die seltenen Minuten des Sonnenscheins, der die ganze Farbenpracht der Bäume und Sträucher zum leuchten bringt, freuen kann.
Wenn man bibbert und zittert von der regennassen Kleidung, ist es doch ein himmlisches Gefühl, den ganzen Krempel auszuziehen und unter die wonnig warme Dusche zu stehen und zu spüren, wo man überall einen Körper hat. Das ist kein Vergleich zum normalen morgendlichen Duschen, oder?! Oder man kommt von einer Wanderung, bei der einem der Wind die Haut so richtig aufgestichelt hat, in ein kuschelig geheiztes Gasthaus und die Wirtin serviert einem eine frisch gekochte Hühnerbrühe (gell, Rainer!).
Oder, noch angenehmer, man sitzt am Wohnzimmerfenster in der auf schlappe 26 Grad angewärmten Wohnung und schaut hinaus, wie sich die Leute durch den Regen, Wind und den ganzen Schmadder kämpfen. Dazu eine leckere Tasse Kaffee oder ein Viertele.....das macht Laune! So ein Hochgefühl hat man den ganzen Sommer nicht!
Wenn ich dran denke, dass ich seit Wochen meinen Garten nicht begrüßt habe und dort das Gras nicht mehr hoch steht, sondern trunken vor Nässe ellenlang am Boden herumkriecht, dann schaudert mich die kommende Arbeit.
Da wäre dann schon angenehm, es wäre noch Sommer.....
22.10.2010/w.p.