Den kleinen Orni (Orni vulgaris) erkennt man sofort daran, dass er sich als einziges Lebewesen in der freien Natur ausschließlich mit dem Blick nach oben bewegt. Ebenso aber auch inmitten von Städten, um Kirchtürme, welche Mauersegler, Turmfalken oder Dohlen beherbergen könnten, auszuspionieren.
Es gibt noch eine Ausnahme, den Orni-Boti, der zusätzlich auch noch Botanikkurse belegt hat, damit er später erkennen kann, was er so alles beim Hochgucken am Boden zertrampelt hat.
Mit zunehmender Fachkunde ist dann der Orni überhaupt nicht mehr zu erkennen, denn sein Hobby, die Vogelwelt, hat ihn so ergriffen, dass er sich nach und nach zum Fernglas noch weitere Beobachtungsutensilien zulegt. So stolpert immer wieder ein Paket auf zwei Beinen und mit Kamera, extra Teleobjektiv, Fernglas, Lupe, Notizblock oder Diktiergerät, Rucksack, Dreibeinhocker, Thermosflasche und einem Stativ mit Spektiv dran, durch die Landschaft.
Da der Orni dazu immens viele Ratschläge bekommt, welches Fernglas wohl das handlichste sei, welches Spektiv wohl mit welchem Stativ zusammen am leichtesten ist, und welcher Foto mit was für einem Objektiv das lichtstärkste sein könnte, probiert er auch so manches aus. So sammeln sich beim kleinen Orni erst mal die kleinen Billigferngläser, dann beim klügeren Orni die großen Billigferngläser, bis man so richtig vom Beobachtungsvirus infiziert ist und zwei Tausender für DAS Glas hinlegt, welches einen dann auch ein Leben lang begleitet. Dasselbe Muster läuft dann auch beim Stativ, Spektiv, Foto, Objektiv etc. ab.
Der Begriff „ein Leben lang“ hört sich an, als wenn man eine Spanne von 50, 60 Jahren meinen könnte. Da aber so mancher Orni-Azubi erst im Alter von ca. 60 Jahren in sein süchtig machendes Hobby einsteigt, würde von der Rendite her eine Billigausrüstung vollkommen ausreichen....
Weiterhin erkennt man einen guten Hobby-Ornithologen daran, dass, wenn in seltensten Fällen seine Partnerin dabei ist, diese nicht zum Himmel aufschaut, sondern nur zu ihm. Und dauernd, in höchster Bewunderung zu seinen Kommentaren, was da so alles singt und fliegt, ein „ja, Schatz!“ haucht.
06.04.2012 / w.p.