„Spießer!“ Ach was! „Vollspießer!!!“ hätte ich noch vor Jahren über mich verächtlich gesagt, denn Leute, die über 20 Jahre an den selben Ort fuhren, fand ich total bescheuert!
Nun gehöre ich selber zu dieser nicht seltenen Spezies Spießer. Obwohl, wenn ich davon ausgehe, dass ein Spießer eigentlich ein junger Rehbock ist und wenn ich wohlwollend in den Spiegel schaue, na dann......
Gut, es ist nun mal so, dass es uns dort ausgesprochen gut gefällt und wir uns im Rungghof sehr gut und familiär aufgehoben fühlen. Und, das darf man nicht vergessen, als Orni hat man ja auch Pflichten!
So war ja die langjährig vergebliche Suche nach dem Steinadler eine wichtige Aufgabe, diesen mal zu entdecken. Und nun erblickten wir das adulte Paar sogar mit einem Jungen,wie sie - ja, es ist abgedroschen, aber trotzdem stimmt es - majestätisch am Himmel kreisten, als gehöre der nur ihnen. Und das ist uns mehrere Tage „passiert“.
Die Pflanzenwelt hatte sich gegenüber Juni doch sehr verändert, außer Enzian, Silberdistel, Kuhschelle und ein paar „verdorgelten“ Prachtnelken gab es hier nicht mehr viel zu bestaunen. Klar, Früchte! Auch dort wie hier zuhause gab es Massen von Obst und Beeren, aus denen die Südtiroler mit begabten Händen Mirabellen- und Williams-Christ-Birnen-Schnaps destillieren. Und der Wein ist ja auch nicht zu verachten. Das sind schon massive Gründe, immer wieder hinzufahren.
Auch die Südtiroler
Küche hat
sich im Laufe der Jahre verfeinert und so bekommt man auf der
Gostner-Schwaige
leckere, frisch gekochte Gerichte mit Zutaten aus der Region in
überraschender
Zubereitung:
Die Heublumensuppe wird z.B. in einem ausgehöhlten Bauernbrotlaible
serviert
und die Speckknödelsuppe ist etwas gebunden, nicht klar wie sonst
überall und
mit feinen Kräutern und Blüten verziert.
Eine Neuentdeckung war ein Baumfalkenpärchen am „Großen Moos“ und die eigene Erkenntnis, dass nicht jeder graue Vogel auf einem Dachfirst ein Hausrotschwanz sein muss. Da hilft genaues Hingucken! Und so kommt man dann zu diesem zementierten Wissen, dass es auch Steinschmätzer gibt! Und sogar Weibchen und Männchen, die sich dann gut unterscheiden lassen.
Unzählige Tannenhäher und -meisen waren unterwegs, obwohl es dort fast nur Fichten gibt. „Fichtenhäher“ geht aber nicht....Und da „meine“ Schulkinder aus Weiler schon im Schlaf „Nucifraga caryocatactes“ sagen können, wollen wir es auch dabei belassen. Diese sind auch wenig scheu und zeigen ihre gediegene Schönheit sogar auf kurze Distanz. Also die Häher!
Kriege sind mir ein Gräuel, doch wenn sich eine Rabenkrähe mit zwei Turmfalken fetzt, ist es eine hoch spannende Angelegenheit, hier Zuschauer zu sein! Die Krähe besitzt eine dermaßen zähe Ausdauer in ihren Angriffen, dass das Turmfalkenpärchen genervt nach einigen Minuten abdrehte. Dabei war nicht einmal sichtbar ein Nest zu verteidigen, wohl das Revier.
Natürlich gibt es rund um die Seiser Alm viele Besucher, aber man kann auch in ruhigere Gegenden marschieren, wo man lange Zeit niemandem begegnet. Dieses Jahr war auch ein Pilzjahr, doch erstens darf man die nicht einfach sammeln und zweitens wo sollen wir als Hotelgäste diese Kostbarkeiten aufbewahren und trocknen. Zum Glück ist die Familie unserer Wirtsleute auch Waldbesitzer und so kam zwei Mal ein äußerst schmackhaftes Pilzgericht auf den Tisch.
Da wir diese zwei Wochen lang auch noch wunderbares Wetter hatten und jeden Tag unterwegs sein konnten, gibt es selbst für einen Schwaben nichts zu meckern!
27.09.2014 /