Wenn man mehrere oder gar viele Jahre immer wieder zur selben Zeit an die selben Orte kommt, meint man wohl, es könne einen nichts mehr groß überraschen. Das täuscht! Und zwar gewaltig.
Bei unserer jährlichen Reise gegen Ende Oktober an den Titisee - wir nennen sie „Flucht vor Halloween“ - gibt es oft einigermaßen trockenes Wanderwetter, welches uns mal mit Sonnenschein, mal mit Regen, Wind, Schnee und dann wieder mit ein paar warmen Tagen beglückt. Das ist im Herbst so und entsprechend ist unsere innere und äußere Ausrüstung.
Dieses Jahr kam zu neuen sprachlichen Erkenntnissen (später mehr darüber) auch noch eine Landschaft, wie sie nicht bunter und prächtiger hätte sein können. Das Farbenspiel der Blätter, munter erhellt durch kräftige Sonnenstrahlen, setzte sich von grün über viele Gelb-, Orange- und Rotschattierungen fort und selbst die braunen Blätter leuchteten in edlem Glanz.
Der gesamte Schwarzwald, er ist zum Glück kein reiner Nadelwald mehr, zeigte sich fröhlich wie eine Geschenkverpackung, wie ein kleines, grinsendes Kind, das sich auf die Zuckerwatte freut ! Und er ist ja auch sowas wie eine Gabe, mit seinen wunderbar angelegten Wanderwegen, Bergen und Seen. Mit seinen auch im Herbst noch vorhandenen Blütenpflanzen, mit Früchten und Tieren, erfreut er uns immer wieder.
Der Besuch am Nonnenmattweiher hat uns nach Jahrzehnten endlich auch sprachlich weitergebracht:
Ich hatte schon als Jugendlicher das Wort „Kleinod“ für Preziosen oder besonders wertvolle Dinge gekannt und mich und viele andere gefragt, was denn dann wohl ein „Großod“ sei: Es gibt ja Kleinheppach, also ist Großheppach nicht fern, neben Kleinmut gibt es auch Großmut, und logischerweise muss es dann auch ein Großod geben, wir haben es - zu Eurer Erleichterung - gefunden!
Dieser versteckte Weiher ist ein schnuckeliges Plätzchen, ein richtiges, na!?... genau! Doch als wir hinüber zum Parkplatz gingen, stellten wir bei dessen immenser Größe fest, dass der bei Vollbelegung ein „Großod“ sein MUSS......
Auf der weiteren Fahrt Richtung Rheingraben hatte sich die Sonne verzogen und versteckte sich bei Badenweiler hinter einer dunklen Wolke. „Guck mal“, bemerkte meine Lieblingsbeifahrerin, „ das ist mal eine Regenwolke mit Goldkante!“ Das war treffend ausgedrückt, ich allerdings kannte seither nur die „ADO-Gardine, nur echt mit der Goldkante“. Schade, dass ich die nicht fotografieren konnte. Die Goldkantenwolke.
Unterwegs hatten wir nachmittags auch immer wieder „Kaffeedurst“ und so kehrten wir immer wieder irgendwo ein. Zum Kaffee gibt es nun immer und überall, selbst zum Espresso nach dem Abendessen, einen kleinen, verpackten Keks. Den will aber keiner gleich naschen, weil man ja gesättigt ist. So landet dieser kleine Keks im Handschuhfach. Zwischenzeitlich ist es aber so, dass nicht nur eins und eins zwei ergibt, wir sind der Ansicht, dass sich diese Kekse heimlich im Handschuhfach - trotz Umhüllung - vermehren, das Ding geht einfach nicht mehr zu!!!
Wären wir daheim geblieben, hätten wir diese wundervolle Landschaft so nie erlebt. Und natürlich der Gewinn an weltbewegenden Erkenntnissen ist unschätzbar!
07.11.2014 / William Patrick