Winnender Zeitung vom 29.12.2006


Säge macht über Winter obdachlos:
Hohle Bäume schützen viele Tiere


NABU Winnenden erklärt, warum totes Holz seinen Wert hat

Winnenden (wz).

Obstbäume geben jetzt im Winter, wo das
Laub abgefallen ist, ihre abgestorbenen
Stellen preis. In einer Pressemitteilung
weist der Naturschutzbund Winnenden
(NABU) darauf hin, wie wertvoll hohle Äste
und Bäume für Tiere sind. Und plädiert dafür,
nicht alles abzusägen. „Auf eine richtige
Streuobstwiese gehören 10 bis 15 Prozent
Alt- und Totholz, erst dann wird sie so
richtig lebendig“, erklärt der NABU-Experte
Michael Eick. Zwar könne mancher
der alten Bäume nicht mehr mit großen Er-
trägen glänzen, aber dafür sei der Wert für
den Artenschutz oft unbezahlbar. Wo keine
besondere Verkehrssicherungspflicht an
Wegen bestehe, sollte man daher die Höhlen-
bäume so lange wie möglich stehen lassen.
Auch wenn das dem schwäbischen
Ordnungs- und Sauberkeitssinn manchmal
widerspreche. Natur- und Heimatschützer
Eick appelliert an die Stücklesbesitzer:
„Wir Menschen sollten nicht so hohl sein
wie manche der Baumstämme.“
Oft zeigt sich erst nach dem Absägen eines
hohlen Baums, welch schützende Behausung
im Innern zu finden war, beklagt
der NABU. „Dann ist es meist zu spät für
Kauz und Co.“, so der Vogelschützer Michael
Eick. Er musste in den vergangenen
Jahren oft mit ansehen, wie die besten Brutplätze
zersägt wurden. Die zahlreichen in
Höhlen brütenden Vogelarten wie Steinkauz,
Wendehals, Halsbandschnäpper oder
Gartenrotschwanz nennt der Diplom-Biologe.
„Sie stehen alle auf der Roten Liste
der bedrohten Tierarten.“
Es gebe zwar noch viele weitere Höhlen
bewohnende Vögel, aber an die Zahl der
vielen hundert, teils extrem seltenen Insektenarten,
reiche sie nicht heran. Viele Bienen
leben einzeln und legen ihre Eier in
kleinen Löchern im morschen Holz ab. Die
in Staaten lebenden Hornissen benötigen
größere Baumhöhlen für ihre Nester. Fledermäuse
sind die von allen Höhlenbewohnern
wohl bedrohteste Gruppe. Alle einheimischen
Arten stehen unter Naturschutz.
Ohne Höhlen sind viele von ihnen schlicht
obdachlos, genauso wie mancher Garten oder
Siebenschläfer, der eben auch die
Wärme und den Schutz der Naturhöhlen zu
schätzen weiß.
Das Entfernen solcher Bäume sei sogar
ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz,
Eick erklärt warum: „Es sind nämlich nicht
nur die Tiere selbst, sondern ihre Brut- und
Aufenthaltsstätten geschützt.“
Werner Fleischmann, der Naturkundereferent
des NABU Winnenden, steht unter
6 46 79 oder E-Mail: w.fleischmann@tiscali.de
für weitere Fragen zur Verfügung.